Bericht: Politische Bildungstage in Bautzen

Konntest du nicht mit uns an den politischen Bildungstagen in Bautzen teilnehmen? Lies den Bericht, um zu erfahren, wie die Veranstaltung verlaufen ist.

Haben Traditionen heute noch Sinn? Welche Lebensweise gibt es an der deutsch-tschechischen Grenze? Welche Riten passen zu mir? Diese Themen und viel mehr haben die Teilnehmende an den politischen Bildungstagen für Jugendliche, die vom 6. bis 8. Oktober in Bautzen stattgefunden haben, besprochen. Es haben sich interessante und anregende Diskussionen entwickelt. Aber es blieb nicht nur bei philosophischen Gespräche. Es wurde getanzt, gesungen, fotografiert... All diese Aspekte zusammen haben eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, die das ganze Wochenende begleitet hat.

Das Programm hat mit dem Besuch des sorbischen Museums begonnen, weil Bautzen als Zentrum dieser Kultur in Deutschland gilt. Da hatten die Teilnehmende die Gelegenheit, mehr über die sorbische Kultur zu lernen, von Ähnlichkeiten zwischen der tschechischen und der sorbischen Sprache bis hin zu traditioneller Kleidungen, Riten und Feiern, die immer noch in der sorbischen Kommunität leben. Ein Thema, das im Vordergrund stand: Identität. Was ist das und warum ist sie wichtig? Wie hängt das zusammen damit, wie wir unser Leben gestalten? Auch diese Fragen haben sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gestellt.

Der Freitagabend hat eine spannende Überraschung geboten. Das Seminar wurde von Volksmusikern aus der Nähe besucht, die mit einer Gitarre, einem Bass, einer Harmonika und ihren Stimmen eine musikalische Begleitung vermittelt haben. Unter der professionellen und geduldigen Leitung des Tanzmeisters Tilman Kluge aus Dresden wurden Volkstanzen getanzt aus dem ganzen Europa. Auch auf diese Weise kann man Traditionen einer anderen Kultur erleben, und gleichzeitig sogar eine Reise durch Europa in nur ein paar Stunden machen.

Das Seminar hat sich auch mit praktischen Seiten des deutsch-tschechischen Austauschs beschäftigt. Wie kann man die Zusammenarbeit stärken? Wo liegen ihre Schwäche und wo ihre Stärke? Was kann man besser machen? Welche Projekte gibt es im Moment und welche könnten eventuell stattfinden? Die unterschiedlichen Hintergründe der Teilnehmende haben dazu beigetragen, dass interessante Punkte angesprochen wurden, aus mehreren Perspektiven. Das Gespräch zu diesem Thema wurde unter der Leitung der zweiten Referent des Seminars, Gregor Illguth, der sich aktiv in der deutsch-tschechischen Austausch engagiert, geführt. Die philosophischen Debatten wurden um Geschichten aus Arbeitsalltag als auch aus dem persönlichen Leben ergänzt.

Bereichert wurde das Programm auch durch einen Ausflug nach nahegelegenen Schmochtitz, wo ein Ackermann-Gemeinde Seminar stattfand zum Thema „Die Begegnung mit dem Fremden. Christen in einer säkularen Gesellschaft.“ Die Herzlichkeit und Begeisterung, mit der die Jugendlichen zu den Gesprächen mit der älteren Generation eingeladen wurden, hat gezeigt, wie bereichernd das generationsübergreifende Treffen sein kann. Es wurde nicht nur diskutiert, aber auch zugehört, ein wichtiger Teil eines gemeinsamen Dialogs – ob es sich um eine andere Generation oder eine andere Kultur handelt.

Das Wochenende in Bautzen war eine angenehme Zeit, die nicht nur von Humor und Herzlichkeit begleitet war, sondern auch von anregenden Diskussionen, die die Gelegenheit geboten haben, über die Traditionen, Riten und Weisen im eigenen Leben und im Leben anderer nachzudenken.

Kristina Kropáčková